Zum Hintergrund

Automobilhersteller (OEMs) befinden sich aufgrund des Klimawandels gesellschaftlich unter Druck. Warum? Die Automobilbranche beeinflusst den CO2-Ausstoß auf verschiedene Weise:

  • Zum einen erzeugt sie Produkte, die CO2-Ausstoß verursachen. Der gesamte Verkehr trägt mit etwa 22 % zu den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bei.[1] Der Straßenpersonenverkehr macht hiervon grob 2/3 der Belastung aus. Hierauf zielt der Lösungsansatz Elektromobilität ab.[2]
  • Zum anderen tragen die industriellen Fertigungsbetriebe der Automobilwirtschaft zusammen mit ihrer gesamten Zulieferkette in Deutschland direkt und unmittelbar zur CO2-Emission bei. Der gesamte Anteil des industriellen Bereichs am CO2-Gesamtausstoß beträgt zirka 18 %.[3] Dabei beträgt der Anteil der Automobilbranche an der gesamten Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland signifikante 20 %.[4]
  • Schließlich gibt es noch einen weiteren mittelbaren Einfluss: Hauptemittent von CO2 in der Sektorenbetrachtung in Deutschland ist nach wie vor die Energiewirtschaft mit 41 %.[5] Diese Energie wird ungefähr zu 30% von der Industrie abgenommen, wo man wieder beim signifikanten Anteil der Automobilwirtschaft an der gesamten industriellen Fertigung in Deutschland wäre.

Zählt man also die aus der Fertigung resultierenden obigen Aufzählungspunkte 2 und 3 überschlagsmäßig zusammen, erhält man eine Größenordnung von 3 bis 6 %. Der Anteil der deutschen Automobilfertigung am Gesamtausstoß würde damit bei +/- 4,5 % oder 37 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr liegen. Um das zu verdeutlichen: Das entspricht dem CO2-Ausstoß, als ob in einem Jahr 2,7 Mio. Passagiere (= durchschnittliche Anzahl deutscher Kreuzfahrtpassagiere/Jahr) mit den „Schwimmenden Klimasündern“[6] jeweils die Erde einmal umrunden würden (= 45.000 Kilometer).

Die Ausgangssituation wird somit deutlich. Mit der zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung des Klimawandels und der daraus resultierenden Idee einer Dekarbonisierung der Industrie mussten die großen Automobilhersteller reagieren und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Die deutsche Automobilindustrie ist auch in vergangenen Jahrzehnten aus Krisen stets gestärkt hervorgegangen. Vermutlich muss man diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, wenn man sich die vielen Ankündigungen der großen OEMs der letzten Monate vor Augen führt:

  • 5/2018: Mercedes will Werke CO2-neutral machen[7]
  • 2/2019: VW will Vorreiter bei CO2-freier Autoproduktion werden[8]
  • 5/2019: Daimler will auch Zulieferer zur CO2-Neutralität verpflichten[9]
  • 6/2019: Volkswagen Konzern verpflichtet Lieferanten zur Nachhaltigkeit[10]
  • 7/2019: VW verpflichtet Lieferanten: Nachhaltigkeit wird Bedingung[11]
  • 7/2019: Porsche-Produktionschef: „Zulieferer müssen jetzt ihren Beitrag leisten“[12]
  • 11/2019: Wie Autohersteller das Null-CO2-Auto bauen wollen[13]
  • 12/2019: CO2-Pläne der Autobauer gefährden Zulieferer[14]

Das Ziel ist klar: Die CO2-freie Herstellung von Fahrzeugen. Und dabei spielen die Vorlieferanten für die Automobilzulieferer eine entscheidende Rolle: Ohne sie können die ehrgeizigen Ziele nicht erreicht werden. Sie sind die verlängerte Werkbank der OEMs und sie werden von Ihren Kunden, den OEMs, zukünftig zum Klimaschutz verpflichtet, ja gezwungen werden. Die Zeit, als dieses Thema den im Schwarzwald versteckten Zulieferer nicht interessieren musste, sind vorbei. Man mag es bedauern oder begrüßen, aber es ist mittlerweile eine Tatsache: Die klimaneutrale Produktion wird zu einem Vergabe-Kriterium der OEMs.

Unsere Empfehlung an Automobil-Zulieferer

Mit Blick auf die Relevanz von Energiethemen ergibt sich dadurch ebenfalls eine neue Sachlage: Bisher war das Thema Energie ein Stiefmütterliches. Versteckt in den Supportfunktionen war die Bedeutung überschaubar. Es wurde vor allem dann wichtig, wenn die Energieversorgung am Standort eines Industriebetriebs runderneuert werden musste. In Zukunft wird das möglicherweise anders aussehen: Dann wirkt die Energieinfrastruktur in die Qualität der eigenen Kundenbeziehung – also die des Automobilzulieferers zu den OEMs. Dieser Umstand sollte bei den Verantwortlichen von Zulieferern eine angemessene Aufmerksamkeit erfahren.

Wir empfehlen unseren Kunden deshalb folgendes:

Werden Sie zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz!

Nutzen Sie das Thema, um sich in Vergabeprozessen der OEMs vom Wettbewerb positiv abzuheben. Der Fokus liegt dabei auf den Möglichkeiten, mittels geeigneter Optimierung der Energiebeschaffung, der Energieumwandlung und der Energieverbräuche die eigene CO2-Bilanz und Nachhaltigkeit zu verbessern.

Gleichzeitig muss das nicht mit zusätzlich Kosten verbunden sein, im Gegenteil: Sie können sich auch dadurch vom Wettbewerb absetzen, indem gleichzeitig still und heimlich die Energiekosten gesenkt werden. Auch weil diese Kosten noch nicht durchgehend überwacht werden von den OEMs. Ein Kosten-Schlupfloch sozusagen.

Folgender Maßnahmenkatalog scheint uns angebracht, um als Zulieferer mit überschaubarem Aufwand effektiv und in Kürze die gewünschten Ziele zu erreichen:

  • Sofortmaßnahmen: Steigen Sie um auf CO2-freien Strom in Ihrer Beschaffung. Das ist die einfachste Möglichkeit, die eigene Bilanz bzw. den Ausstoß zu verringern. Sie müssen nicht sofort auf 100%igen Grünstrom –Bezug umsteigen – tun Sie es Schritt für Schritt. Starten Sie beispielsweise mit 25 %. Wir empfehlen dabei eine möglichst langfristige Beschaffung von Strom aus deutscher Windkraft zum Festpreis. Direkt vom Erzeuger. Das hat einen weiteren Vorteil: So mischen Sie ihrem Portfolio etwas langfristige Preissicherheit bei – vielleicht bei den jetzigen Marktpreisen ohnehin eine gute Idee.
  • Strategie: Nutzen Sie vorhandene Managementsysteme, wie z.B. die DIN ISO 50001. Entwickeln Sie diese weiter in Richtung CO2-Einsparung in allen energierelevanten Bereich. Damit besitzen Sie alle Instrumente – von den strategischen Zielen über den kontinuierlichen Verbesserungsprozess bis zur Maßnahmenumsetzung – um ein Vorankommen zu steuern. Aus diesem Managementsystem heraus steuern Sie dann sämtliche Maßnahmen für alle CO2-relevanten Verbesserungen in allen energierelevanten Bereichen – wie z.B. die Eigenerzeugung von Strom oder Wärme aus erneuerbaren Quellen, die Koppelung von Wärme-, Kälte- und Stromerzeugern, die Integration von Energiespeichern oder weitere Energieeffizienz-Projekte. Und das Schöne dabei: Wenn es klug gemacht ist, verbessern sie damit nicht nur ihre CO2-Bilanz, sondern eben auch Ihre Energiekosten.
  • Rating: Führen Sie zusätzlich ein Nachhaltigkeits-Rating für ihr Unternehmen ein. Damit erzeugen Sie Transparenz im Hinblick auf ihre kontinuierlichen Verbesserungen. Beachten Sie dabei, dass heute jeder OEM von Ihnen möglicherweise andere Berichte und Formate einfordern wird. Machen Sie sich davon ein Stück weit unabhängig, in dem Sie ein Rating nach CDP einführen. Ausgehend von einem CDP-Bericht wird auch ein eventueller Einzelbericht an einen OEM leicht zu etablieren sein. Alle OEMs berichten im Übrigen selbst an CDP und werden Ihr Rating über kurz- oder lang als etablierte Berichtsform akzeptieren. Sie zeigen damit, dass Sie das Thema aktiv angehen, Sie verantwortungsvoll agieren und das ganze Vorgehen kein Strohfeuer ist.

Unsere Empfehlung zielt damit auf die effiziente Nutzung vorhandener Systeme, Ressourcen und Kapazitäten ab, die seit Jahren im Unternehmen vorhanden sind. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Setzen Sie sich dabei anspruchsvolle Ziele und werden Sie durch CO2-Einsparungen zum Besten in Sachen Klimaschutz in Ihrer Peer-Group. Ihre Kunden werden Sie am Ende dafür belohnen.

Wir wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung!

 

Schnell gelesen

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  • Die Unternehmen werden dazu verpflichtet, innerhalb von zwei Monaten, nach dem Durchführen des Energieaudits, dies dem BAFA mitzuteilen.
  • Einige Unternehmen werden, durch die Einführung einer Verbrauchsgrenze, von der Energieauditpflicht freigestellt.

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Wirtschaftliche Innovation statt schmutzigen Strom – PPAs als nachhaltige Alternative für die Industrie

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Was ist ein PPA?

Große Player wie Google, Facebook, Apple oder auch Mercedes Benz haben sich bereits für PPAs entschieden. Dabei sind PPAs keine neue Erfindung der Energiewirtschaft. Sie gewinnen vielmehr in Zeiten an Bedeutung, in denen Nachhaltigkeit und die Absicherung gegen volatile Strompreise in den unternehmerischen Vordergrund rücken.

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ERN macht Industriekunden zu Innovatoren mit dauerhaft günstigem Windstrom.

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  • Sorgen Sie sich vor politischen Unsicherheiten bei den CO2- und Brennstoffpreisen, die die Strompreise nach oben treiben?
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Unsere Lösung heißt wind4factory

ERN arbeitet kontinuierlich daran, Antworten auf die oben genannten Fragen zu liefern. Mit dem neuen Produkt wind4factory wollen wir unseren Industriekunden mit Strom aus deutschen Windenergieanlagen versorgen und dadurch einen langfristig stabilen Strompreis garantieren.

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In welchen zeitlichen Abständen müssen Energieaudits wiederholt werden und was passiert wenn sie nicht fristgerecht durchgeführt werden? Seit 5. Dezember 2015 ist es für Nicht-KMU (kleine und mittlere Unternehmen) verpflichtend, sich einem Energieaudit gemäß Energiedienstleistungsgesetz (EDLG) zu unterziehen. Diese Audits müssen alle vier Jahre erneut durch einen beim BAFA gelisteten Auditor durchgeführt werden. Bis wann genau das Audit wiederholt werden muss war bis jetzt nicht eindeutig geklärt.

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Risikominimierung bei Energieeffizienz-Projekten – mit dem Investor Ready Energy Efficiency (IREE) Zertifikat zu mehr Sicherheit für Bauherren und Investoren

Wussten Sie, dass ein Zertifikat existiert, welches aussagt, dass Ihr Energieeffizienzprojekt nach einem standardisierten sowie transparenten Prozess entwickelt und überwacht wurde, um die Eintrittswahrscheinlichkeit der berechneten Einsparungen zu erhöhen? Durch die Einhaltung der einheitlichen Protokolle, reduziert sich der Aufwand für eine Due Diligence erheblich. Um diese Vorteile zu erhalten, benötigen Sie nur ein IREE ™ Zertifikat (Investor Ready Energy Efficiency™) des ICP (Investor Confidence Project). weiterlesen

Klang es im Mai noch danach, dass eine schnelle Einigung über die zu zahlende EEG-Vergütung von KWK-Anlagen möglich wäre, müssen Anlagenbetreiber nun einen herben Rückschlag hinnehmen. Die Absenkung der zu zahlenden Umlage von 100 auf wieder 40% wird sich voraussichtlich auf Anfang 2019 verzögern. weiterlesen

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden Württemberg fördert wieder großzügig die Umsetzung von Energie-Effizienzmaßnahmen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).
Nach dem Klimaschutzgesetz sollen die in Baden-Württemberg verursachten Treibhausgas-emissionen bis 2020 um mindestens 25 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent reduziert werden. Dies kann nur erreicht werden, wenn Energie effizienter genutzt wird und dabei gleichzeitig Strom und Wärmeenergie eingespart wird. weiterlesen

Betreiber von KWK-Anlagen können durchatmen. Nach fünf Monate langem Bangen, bleiben tausende KWK-Anlagen in Deutschland weiterhin EEG privilegiert. Das hat das BMWi nach einem Treffen zwischen Bundeswirtschaftsminister Altmaier und EU-Wettbewerbskommissarin Vestager in Berlin bekannt gegeben.

 

Zusammenfassung

  • KWK-Neuanlagen unter 1 MW sowie über 10 MW zahlen auch weiterhin nur 40 Prozent der EEG-Umlage auf den eigenerzeugten und selbstverbrauchten Strom.
  • Auch KWK-Neuanlagen, die bei stromintensiven Unternehmen installiert werden, zahlen weiterhin eine reduzierte EEG-Umlage.
  • Für alle übrigen KWK-Neuanlagen, die weniger als 3.500 Vollbenutzungsstunden im Jahr laufen, bleibt es bei 40 Prozent EEG-Umlage. Werden 3.500 Vollbenutzungsstunden pro Jahr überschritten, soll die durchschnittliche EEG-Umlage kontinuierlich ansteigen. Erreicht die KWK-Anlage beispielweise mehr als 7.000 Vollbenutzungsstunden, so ist geplant bis zu 100 Prozent der EEG-Umlage anzusetzen. Für betroffene KWK-Neuanlagen, die zwischen dem 1. August 2014 und Ende 2017 errichtet wurden, wird für die nächsten beiden Jahre (2019 bzw. 2020) eine Übergangsregelung mit einer stufenweisen Anhebung der EEG-Umlage auf eigenverwendeten Strom angewendet. Genauere Informationen werden dazu bis Ende Juli bekannt gegeben.

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19.02.2018 Gemeinsam mit der Contracting-Gesellschaft Energiedienstleistungen Rhein-Neckar (ERN) baut Roche auf seinem Mannheimer Hightech-Campus den größten Kaltwasserspeicher Deutschlands. Bis Sommer 2018 soll die 8-Millionen-Euro-Investition fertig gestellt sein.

Der Speicher deckt den Kaltwasserbedarf, der durch den Ausbau der Produktionskapazitäten am Standort entsteht. Mit seinem Fassungsvermögen von 7.500 m3 hilft er unter anderem dabei, die vorhandenen Kältemaschinen besser auszunutzen und gleichmäßiger zu betreiben. Vor allem in den heißen Sommermonaten federt er tagsüber Nachfragespitzen ab. Vorwiegend nachts wird er dann wieder mit kaltem Wasser gefüllt. „Der Kaltwasserspeicher wird einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Standorts leisten“, sagt Werkleiter Martin Haag. „Mit einer Höhe von 30 Metern ist er im wahrsten Sinne des Wortes ein echtes Leuchtturmprojekt.“ weiterlesen